RBG Langenau

DSA 2013 intro2Schülerakademie in Gaesdonck – Zur Existenzphilosophie der mittelhochdeutschen Epik

Für die Sommerferien zwischen der 11. und 12. Klasse wurde mir von den Lehrerinnen und Lehrern des Robert-Bosch-Gymnasiums die Chance gegeben, mich um die Teilnahme an der Deutschen Schülerakademie zu bewerben. Gefördert wird das außerschulische Projekt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft. Träger ist die Bildung & Begabung gemeinnützige GmbH. 

Hauptziel des Projekts ist es, besonders intelligente, motivierte und leistungsstarke Schüler gezielt zu fördern. Zu diesem Zweck gibt es 17 Akademien in Deutschland, die zu unterschiedlichen Zeiten im Sommer stattfinden und verschiedene Kurse anbieten.

Nachdem ich mir das Programm angesehen hatte, bewarb ich mich für die Akademie und wurde auch tatsächlich angenommen, genauer gesagt für den Kurs „Zur Existenzphilosophie der mittelhochdeutschen Epik“. Auch viele der anderen Kurse hörten sich sehr spannend und interessant an, dennoch hatte ich noch gewisse Vorbehalte. Was, wenn es sich bei den anderen Akademieteilnehmern ausschließlich um eine Ansammlung von lernverrückten Genies handelt, die freiwillig ihre Ferien mit noch mehr Lernen verbringen?

Gaesdonck ist ein Internat, das auf der Grenze zu den Niederlanden liegt. Kaum dort angekommen, stellte sich heraus, dass die anderen Teilnehmer die gleichen Befürchtungen hatten wie ich – und ebenso positiv überrascht wurden. Insgesamt nahmen 90 Schüler an den 6 verschiedenen Kursen teil. Die Kursleiter sowie die Akademieleitung empfingen uns sehr herzlich und offen. Genau so blieb das Verhältnis auch während der gesamten Akademiezeit von 10 Tagen. Das trug auch wesentlich zur angenehmen Atmosphäre im Kurs bei. Es wurde viel diskutiert und wir alle waren immer wieder überrascht, wie unsere Beiträge Reaktionen im Kurs fanden, aufgegriffen und weitergedacht wurden. Unter „Existenzphilosophie der mittelhochdeutschen Epik“ kann man sich zunächst natürlich recht wenig vorstellen. Überzeugt hat mich bei der Bewerbung der Ausschnitt aus einem der Texte, die wir später auch lasen. Das Thema des Kurses verbindet Geschichte, Literatur, Philosophie und einen anfangs unterschätzten Teil Religion. Wir konzentrierten uns auf den existenzphilosophischen Teil und innerhalb der 10 Tage gelang es uns, eigene Ideen zu den Themen Schuld, Wille, Freiheit und Liebe zu entwickeln, sowie diese zu vernetzten. Alle diese Themen betrachteten wir zunächst im Rahmen der mittelalterlichen Texte, machten uns aber im weiteren Vorgehen hauptsächlich Gedanken über die Fragen der Gegenwart. Hatten wir uns beispielsweise mit dem Text „Iwein“ von Hartmann von der Aue befasst, kamen bald Fragen auf wie: Wodurch entsteht Schuld? Kann man an sich selbst schuldig werden? Wer bestimmt über Schuld und Unschuld? Ist Schuld objektiv zu bestimmen? Kann jemand, der nach bestem Wissen und Gewissen handelt, schuldig werden?

Einige ausgewählten Texte sollten wir bereits vor der Akademie lesen. Darüber hinaus hatte jeder ein Referat zu einem der Texte vorbereitet, das als Grundlage für darauf folgende Diskussionen diente. Besonders gut gefallen hat mir dabei, dass die Kursleiter uns weitgehend freie Hand ließen und mitdiskutierten, uns aber immer unterstützten, wenn wir nicht weiter kamen.

Direkt in einem Schulfach anzuwenden ist das neu gewonnene Wissen keinesfalls. Viel mehr war es im Kurs angebracht, auf eine komplett andere Weise zu denken, als es in der Schule meistens gefordert wird. Dies war Herausforderung und Chance zugleich.

Die anderen Kurse, die in Gaesdonck stattfanden, trugen die Namen „Biologisch inspirierte Modelle der Wahrnehmung“, „Wie Dinge so lang halten, wie sie soll(t)en“, „Epigenetik – ein Blick hinter die Kulissen unserer Gene“, „Zwischen Kommunistischer und Konservativer Revolution – Eine Kulturgeschichte des Radikalen“ und „Wen kümmert’s, wer spricht? – Theorie und Geschichte der Autorschaft“. Schon daran sieht man deutlich, wie vielseitig die Themen- und Kurswahl sein konnte.

Bei der Rotation hatten wir dann die Möglichkeit auch Einblicke in die Themen der anderen Kurse zu erhalten und unseren Kurs den anderen Akademieteilnehmern vorzustellen. Schlaflose Nächte verdanken wir jedoch nicht nur Referaten und dem Verfassen einer schriftlichen Dokumentation sondern viel mehr den zahlreichen anderen Aktivitäten, die sich während der Akademie ergaben. Auf dem Gelände befanden sich Sporthallen, ein Fußballfeld, Schwimmbad und viele andere Möglichkeiten sich lange zu beschäftigen. Volleyballturniere und Tanzabende endeten oft erst am frühen Morgen. Aber das hohe Niveau in den Kursen und mit der Zeit steigender Kaffeekonsum hielt uns alle wach.

Ein Höhepunkt der Akademie war das Akademiekonzert. Neben zwei Chören und einem Orchester gab es viele musikalische Beiträge von Einzelnen oder Gruppen. Auch der Bunte Abend zum Abschluss war ein voller Erfolg. Einbringen in die Akademiegestaltung konnte man sich aber nicht nur durch Sport, musikalische Beiträge oder Organisationstalent. Als kursübergreifende Aktivitäten gab es auch Poetry Slam, Theater, verschiedene Sprachen und verschiedene Spiele.

Besonders bei dem Akademieleben, das außerhalb der Kurse stattfand, konnten wir uns alle gut kennen lernen und hatten viel Spaß. Die Zeit verging viel zu schnell, nicht nur die Akademie insgesamt sondern auch die Zeit im Kurs. Während der Akademie sind enge Freundschaften entstanden, die auch weiter bestehen werden. Vor allem deshalb werde ich die Akademie nicht so schnell vergessen. Im Kurs wurde vielen von uns klar, wie man an Herausforderungen wachsen kann, wenn man sich auf neue Themen einlässt und schließlich Gedankengänge vorlegen und erklären kann, die man sich selbst nie zugetraut hätte. Es war eine einmalige Erfahrung und ich bin froh, die Chance genutzt zu haben.

Katharina Braun,
Klasse 12