RBG Langenau
1895-1945


1895 alle Schüler und Reallehrer Weiss


1899/1900 mit Reallehrer Schmid

 

Am 1. Mai 1895 wurde in Langenau eine Realschule eröffnet. Eine Realschule war damals ein naturwissenschaftliches Progymnasium, nicht etwa eine Mittelschule. Aber nicht alle Gemeinderäte befürworteten das. Einer wetterte laut, dass ihm eine Brücke lieber wäre als eine Schule, eine Meinung, über die sich die Langenauer Presse richtig aufregte.

Im ersten Jahr besuchten die Schule 25 Knaben und 4 Mädchen, das Schulgeld betrug jährlich 20 Mark für alle. Und Reallehrer Weiß erhielt von der Gemeinde ein Jahresgehalt von 2100 Mark.
Mädchen wurden bis 1906 nur als außerordentliche Schülerinnen geduldet, und die Königliche Kultministerialabteilung genehmigte die Zulassung der Mädchen nur, wenn die Knaben dadurch nicht beschränkt würden und keinerlei Unzuträglichkeiten aus solcher Zulassung erwachsen würden. Auch wenn Mädchen regelmäßig diese Schulen besuchten, hießen die Schulen offiziell Realschulen für Jungen und ab 1937 Oberschulen für Jungen.
1898 und 1902 sank die Schülerzahl bis auf 15 Schüler, und die junge Realschule wurde nur durch die Mädchen gerettet. 1902 und 1904 hatte die kleine Realschule mehr Mädchen als Knaben (7:8 bzw. 8:10). Für damalige Zeiten war dieser hohe Anteil an Mädchen wirklich sensationell.

Die Schule dauerte, wie das damals bei Landschulen üblich war, 3 Jahre, ab 1909 vier Jahre, und 1920 wurde eine 5. Klasse (heute 9. Klasse) eingerichtet, da nach dem 1. Weltkrieg die Schülerzahl bis auf 62 Schüler gestiegen war. Damals wurde dann auch eine zweite Lehrerstelle geschaffen. Bis 1920 saßen alle 4 Klassen zusammen in einem Raum und wurden zusammen von einem Lehrer in allen Fächern unterrichtet. Ab 1920 wurden die Klassen I und II zusammen unterrichtet und die Klassen III, IV und V.


1902/03 wird zum ersten Mal Englisch fakultativ unterrichtet (Auszug aus dem Rechenschaftsbericht von Klassenlehrer Amtsverweser Dietrich)

 


1920 Dr. Erich Werner mit dem letzten einklassigen Jahrgang

 


1934 Realschule Klassen 1-5 mit Karl Schlenker (links) und dem Schulvorstand Hans Eschenbacher (rechts)

 


1938 Walther Breining mit Schülern
 

1895 war Französisch die einzige Fremdsprache. 1907 wurde Englisch als 2. Fremdsprache eingeführt mit 2 Wochenstunden für die älteren Schüler, während Französisch 8 Stunden in der Woche unterrichtet wurde. Ab 1934 wurde Latein in Form von freiwilligen, kostenpflichtigen Privatstunden unterrichtet. 1937 wurde Latein an allen bisherigen Realschulen für Jungen als Pflichtsprache eingeführt, und Englisch wurde 1. Fremdsprache. Als in den Kriegsjahren wegen Lehrermangels der Unterricht immer weiter gekürzt werden musste, strich Schulleiter Walther Breining den Französischunterricht schließlich ganz.

Das Schuljahresende lag 1895 im März/April, und da blieb es auch bis 1940. In diesem Jahr gab es dann ein überlanges Schuljahr, um das Schuljahresende in den Spätsommer zu legen. Zwar sind die Akten der Ulmer Oberrealschule (heute Kepler-Gymnasium) im Krieg verbrannt, aber das Ulmer Stadtarchiv verfügt noch über Schuljahresberichte für die Jahre 1903 bis 1919, aus denen ganz klar hervorgeht, dass in Ulm das Schuljahr im September begann. Offensichtlich konnten die Schulen damals nicht nur die Ferien, sondern sogar den Beginn des Schuljahres selbst festlegen.

Die Zahl der Unterrichtsstunden lag für die Schüler zwischen 32 und 35 Stunden. Studienräte, die in den unteren Klassen unterrichteten, hatten eine Unterrichtsverpflichtung von 24 bis 26 Stunden (bei den in der Oberstufe unterrichtenden Lehrern lag die Zahl bei 22 Stunden), tatsächlich unterrichteten sie in Langenau aber 30 bis 35 Stunden. Nur in den 30er Jahren lag die Stundenzahl knapp darunter. Die Langenauer Gemeinderäte dachten jedoch selten daran, diese Überstunden den Lehrern zu bezahlen.

Während des Dritten Reiches war Walther Breining Schulleiter (1935 bis 1945). 1941 stand er vor dem Kreisgericht der NSDAP. Er wurde für schuldig befunden, der Partei gegenüber außerordentliche Interesselosigkeit an den Tag gelegt und jede aktive Mitarbeit abgelehnt zu haben. In den Akten ist auffällig, dass er seine amtlichen Schreiben nie mit dem damals üblichen "Heil Hitler" unterzeichnete, sondern mit "z.B." (= zur Beurkundung). Noch standhafter war sein Assessor Dr. Richard Zinser (1934 - 1937), der gar keiner nationalsozialistischen Organisation angehörte. Dagegen waren Dr. Zinsers Vorgänger und sein Nachfolger stramme und sehr strenge Nazis. 1940 wurde Erwin Schneider zum Militär eingezogen (er fiel 1943 in Russland). Und Walther Breining musste nun als einziger Lehrer alle Schüler und Fächer versorgen.

1945 musste die Oberschule für einen Monat geschlossen werden, weil Studienrat Walther Breining verpflichtet wurde, beim Aufbau der Westbefestigung zu helfen. Die jungen 13-, 14- und 15-jährigen Schüler wurden als letztes Aufgebot zur Flugabwehr, zum Volkssturm und zu anderen Kriegshilfsdiensten herangezogen.

 
1945-1999
 

Martin Kache

 Dr. Karl Imberger

 

Die Amerikaner lösten gleich nach ihrem Einmarsch alle Schulen auf. Am 5. November 1945 wurde der Unterricht an der Langenauer Oberschule wieder aufgenommen.Als Schulleiter setzten die Amerikaner nur Lehrer ein, die nie Mitglied der NSDAP gewesen waren. In Langenau wurde der aus Berlin stammende Martin Kache Schulleiter. Als einziger Lehrer unterrichtete er 80 Schüler in 44 Wochenstunden, so viel wie nie ein anderer Lehrer in Langenau unterrichtet hat. Dabei ist zu bedenken, dass mehr Klassenarbeiten geschrieben werden mussten als heute und es keine Schulbücher oder sonstiges Unterrichtsmaterial gab. Und mit dem Zusammenbruch des Reiches war auch die Autoritätsgläubigkeit zusammengebrochen, sodass die Schüler viel unruhiger waren als zuvor. Das Freistegschulgebäude war von Flüchtlingen belegt. So musste im baufälligen, unhygienischen Mesnerschulhaus unterrichtet werden, wo sich Mäuse, Würmer und Fliegen tummelten.

1946 unterrichte mit Margarete Leibold die erste Frau mit vollem Lehrauftrag und voller Ausbildung an der Schule. Früher hatten Lehrerinnen, wenn sie heirateten, den Lehrerberuf aufgeben müssen. Und ledige Lehrerinnen wurden fast nur an Mädchenschulen eingesetzt. 1948 kam Dr. Karl Imberger. Nun hatte die Oberschule zum ersten Mal drei Lehrer. Von 1952 bis 1977 war Dr. Karl Imberger Schulleiter.

Zunächst begann nach dem Krieg das Schuljahr im September. 1953 wurde dann nach einem Kurzschuljahr das Schuljahresende auf Ostern gelegt. Und von April 1966 bis Juli 1967 gab es zwei Kurzschuljahre, um wieder auf August/September umzustellen.

1953/54 wurde in Langenau das Schulgeld abgeschafft und 1961/62 die Lernmittelfreiheit eingeführt. Somit waren die Grundlagen geschaffen, um die höhere Schule für die breiten Massen zu öffnen.

 

 

 
Dieter Zerahn

 
 

1964/65 führte die Schule zum ersten Mal zur mittleren Reife. Wenige Jahre zuvor hatten die Lehrer noch mühsam die Eltern überreden müssen, ihre Kinder nach der Konfirmation doch noch ein weiteres Jahr zur Schule gehen zu lassen, um so wenigstens noch eine kleine 5. Klasse (nach heutiger Bezeichnung 9. Klasse) zusammenzubekommen. 

Im Jahr 1977 übernahm Dieter Zerahn, der seit dem Jahr 1964 am Robert-Bosch-Gymnasium tätig war, die Leitung der Schule. Er blieb bis zum Ende des Schuljahres 1998/99 Leiter des RBG und hat die Schule in seinen 22 Jahren als Schulleiter maßgeblich mit geprägt.

1978 wurde der erste Computer, der noch mit Tonkassette arbeitete, angeschafft. 1979 stand den Lehrern ein Kopiergerät zur Verfügung. Somit konnte die Kopienflut ausbrechen. 1997 wurde die Schule ans Internet angeschlossen.

  Mit dem Gerede um den Bildungsnotstand begannen auch in Langenau die modernen Zeiten. Die Schülerzahlen explodierten. 1973 wurde am Gymnasium zum ersten Mal das Abitur abgenommen mit damals noch bescheidenen 12 Abiturienten. Einen vorläufigen Höhepunkt erreichte die Abiturientenzahl 1985 mit 81. Nach einem Schülerrückgang und erneutem Anstieg liegt der Rekord im Jahre 2008 bei 103 Abiturienten. Die Gesamtschülerzahl überstieg 2005 mit 1033 Schülern zum ersten Mal die Tausendergrenze. In den folgenden Jahren nahm die Zahl wieder ab.

1945 wurde an der Langenauer Oberschule wie in den meisten Schulen der amerikanischen Besatzungszone Englisch als erste und Französisch als zweite Fremdsprache eingeführt. 1965/66 kam Latein hinzu als zweite Fremdsprache wahlweise statt Französisch.

1996 führte das Gymnasium Langenau als erstes staatliches Gymnasium in Südwürttemberg Spanisch als 3. Fremdsprache ein. Alternativ dazu können die Schüler das naturwissenschaftliche Profil besuchen.

1999 bis heute
  Dr. Herbert Birkenfeld
 
Frau Heilbronner Helga Heilbronner



 
KM 2017 P1s
Karin Moritz
 

Von 1999 bis 2009 war Dr. Herbert Birkenfeld Schulleiter des Robert-Bosch-Gymnasiums. In den 10 Jahren seiner Schulleitertätigkeit am RBG fanden viele strukturelle Veränderungen statt, z. B. die erneute Reformierung der gymnasialen Oberstufe, die Einführung des G8 und die damit einhergehende Umstellung auf Ganztagesbetrieb. Zudem erfuhr das RBG in dieser Zeit zahlreiche bauliche Veränderungen.

1999 wurde ein neues zusätzliches Schulgebäude mit 13 Klassenzimmern eingeweiht und 2008 noch einmal ein Erweiterungsbau mit 6 Klassenzimmern. Die ursprüngliche Schule, das Freistegschulgebäude (heute meistens Altbau genannt) war 1888 errichtet worden. 1968 war der Pavillon mit zwei Räumen gebaut worden, 1972 das jetzige Hauptgebäude, 1977 war der erste Erweiterungsbau angefügt worden, für den das alte Feuerwehrhaus abgerissen werden musste. Der Pavillon musste 1997 für den Neubau wieder abgerissen werden.

2002 wurde die 1978 eingeführte Oberstufenreform abgeschafft. Statt zwei 5-stündigen Leistungskursen und einer Reihe von Grundkursen haben die Schüler in Klasse 11 und 12 als 4-stündige Kernkompetenzfächer Deutsch, Mathematik und eine Fremdsprache, ein 4-stündiges Profilfach (eine zweite Fremdsprache oder eine Naturwissenschaft) und ein 4-stündiges frei wählbares Neigungsfach und eine Reihe von 2-stündigen Fächern. Zwei Naturwissenschaften müssen auf jeden Fall belegt werden.

 2004 wurde im ganzen Land - beginnend mit der 5. Klasse - das 8-jährige Gymnasium eingeführt. Die erste Fremdsprache beginnt in Klasse 1 der Grundschule, die zweite Fremdsprache in Klasse 6. In Klasse 8 besteht die Wahl zwischen Spanisch und NWT (Naturwissenschaft und Technik). Wegen des vermehrten Nachmittagsunterrichts wird das Langenauer Gymnasium zur Ganztagesschule mit Mensabetrieb und Mittagsbetreuung an drei Wochentagen.

 Zum Schuljahr 2008/9 erhält das RBG einen neuen Erweiterungsbau mit sechs neuen Klassenzimmern.

Im Februar 2009 wurde das Gymnasium Langenau Ausbildungsschule für Studienreferendare.

Von 2009 bis 2015 war Helga Heilbronner Schulleiterin des RBG. Sie war die erste Frau, die das Robert-Bosch-Gymnasium leitete. In ihre Amtszeit fällt auch die erste Fremdevaluation des RBG.

Mit Beginn des Schuljahres 2012/13 entfällt die Verbindlichkeit der Grundschulempfehlung, d. h., Eltern aus Baden-Württemberg können unabahängig von der Grundschulempfehlung selbst entscheiden, auf welche weiterführende Schule (besser gesagt: Schulart) sie ihr Kind nach der vierten Klasse schicken.

Mit dem Start des Schuljahres 2015/16 bis zum 31.01.2019 war Karin Moritz Schulleiterin des RBG.
In den dreieinhalb Jahren ihrer Tätigkeit am RBG setzte sie viele Akzente, brachte zahlreiche neue Prozesse in Gang und führte einige Innovationen ein.

So machte sich Frau Moritz beispielsweise dafür stark, dass der Schulbeginn um mehr als 30 Minuten nach hinten verschoben wurde. Mit Beginn des Schuljahres 2017/18 trugen ihren ausdauernden Bemühungen Früchte und für die Schülerinnen und Schüler in den weiterführenden Schulen der Stadt Langenau beginnt der Unterricht seit dem um 8:00 Uhr.

Ebenfalls mit Beginn des Schuljahres 2017/18 wurde am RBG das Doppelstundenmodell eingeführt, was zu einer deutlichen Beruhigung im Schulhaus und einer sehr angenehmen Rhythmisierung des Vormittags geführt hat.

Gemeinsam mit unserem stellvertretenden Schulleiter, Herrn Rohmer, hat Frau Moritz in den Jahren von 2015-2018 die Digitalisierung und Modernisierung am RBG stark vorangetrieben. So wurden zahlreiche Klassenzimmer neu mit Internetzugängen, Computern, Soundsystemen und Beamern ausgestattet.
Es wurden neue Fachräume für das Fach Bildende Kunst geschaffen und im Jahr 2018 der gesamte Fachraumbereich der Biologie erneuert.
Ebenfalls im Jahr 2018 wurden für alle Kolleginnen und Kollegen des RBG schulische Email-Adressen mit einheitlichem Format geschaffen.


 Seit dem 1. Februar 2019 ist Markus Braunmiller Schulleiter des RBG.