RBG Langenau

Nuernberg 1710 introAm 26.10.2017 fuhr die gesamte Kursstufe 2 nach Nürnberg um das Reichsparteitagszentrum und das Schwurgericht zu besichtigen.

Wegen einem Stau kamen wir etwas später an als gedacht und mussten uns daher beeilen zu unseren Führungen zu kommen. Diese begannen wir vor der Kongresshalle des Reichsparteitagsgeländes.
Nürnberg wurde als dessen Sitz aufgrund der zentralen Lage in Deutschland, der guten Infrastruktur und der dortigen starken Nazifraktion gewählt

Vor dem Umbau befand sich dort ein riesiges Freizeitgelände mit Biergärten, Freibädern, einem Tiergarten und einem Leuchtturm. Hauptarchitekt war Albert Speer, der später das Amt des Rüstungsministers bekleidete. Die Reichsparteitage waren eine einwöchige Propagandaveranstaltung im September, an der bis zu 1 Mio. Menschen teilnahmen. Sie setzten sich aus Aufmärschen, Reden und Paraden zusammen. Alle Parteitage bekamen einen eigenen Namen („Parteitage des Sieges“ 1933; „Parteitage des Friedens“ 1939).

Als nächstes schauten wir uns dann die Kongresshalle von innen an. Aufgebaut ist sie so ähnlich wie das Kolosseum, aber 1,5-mal größer. Die Architektur, die eine wichtige Rolle in der nationalsozialistischen Ideologie einnahm („Architektur der Einschüchterung“), lässt diese jedoch sehr glatt und kalt wirken. Aufgrund des Kriegsbeginns wurde sie nie fertiggestellt. In der fertigen Kongresshalle hätten bis zu 50.000 Menschen Platz gehabt. Die Außenfassade besteht aus Granit. Dieser wurde aus ganz Deutschland bezogen als Symbol für das deutsche Volk. Innen sollte die Kongresshalle mit Marmor ausgekleidet und ein altarähnliches Rednerpult in der Mitte aufgestellt werden. Die Glasdecke hätte für Beleuchtung gesorgt, denn elektrisches Licht war nicht geplant. Außerdem sollte die größte Orgel der Welt hineinkommen. Nach Kriegsende wurde das Gebäude lange Zeit nicht genutzt. Aufgrund hoher Kosten und dem heiklen geschichtlichen Hintergrund wurde es nie umgebaut. Führungen gab es dort erstmals in den 80ern durch Studenten. Heute befinden sich in der Kongresshalle das Dokumentationszentrum, das Aufnahmestudio der Nürnberger Symphoniker und ein Krankenaktenlager.

Von der Kongresshalle aus machten wir dann einen kurzen Spaziergang über das Gelände zum Zeppelinfeld. Dieses besteht aus einem Aufmarschgelände und Tribünen. Es erweckt fast den Eindruck einer Festung. Auf diesem Patz fanden damals die meisten Veranstaltungen statt. Das Zeppelinfeld bietet Platz für rund 100.000 Teilnehmer auf dem Feld und hat ca. 60.000 Stehplätze auf den Rängen. In den Himmel strahlende Flakscheinwerfer am Rand des Geländes bildeten einen „Lichtdom“. Dafür hatte das Zeppelinfeld ein eigenes Elektrizitätswerk, indem sich heute ein Bürgerking befindet. Die Zeppelintribüne ist dem Pergamonaltar nachempfunden. Im Inneren befindet sich der sogenannte „goldene Saal“. Aus diesem sollte Hitler für seine Reden herabsteigen, genutzt hat er diesen allerdings nie. Auf der Tribüne war ein riesiges Hakenkreuz angebracht, das 1945 durch die Amerikaner weggesprengt wurde. Ebenfalls weggesprengt wurde 1967 die dahinterliegende Säulenhalle.

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Auf den beiden Ecktürmen der Zeppelintribüne standen bis zur Entfernung in den 70ern metallene Feuerschalen. Eine wurde nach der Entfernung als Kinderplanschbecken im Nürnberger Stadion verwendet. Die andere steht heute in der Zeppelintribüne. Auf dem Zeppelinfeld fanden viele Reden, aber auch noch andere Veranstaltungen statt, wie zum Beispiel nationalsozialistische Kampfspiele (Staffellauf in Gasmasken, Handgranatenzielwurf). Dadurch verband man die positiven Emotionen des Sports mit militärischen Elementen zur Vorbereitung auf die Militarisierung. Weitere Veranstaltungen der deutschen Wehrmacht waren Militärparaden und Schauschlachten.

Bei derartigen Veranstaltungen gab es keine weibliche Beteiligung. Erst 1937 wurden Frauen am „Tag der Gemeinschaft“ integriert. An diesem Tag durften sie Gymnastik und Tänze aufführen. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das Gelände vorerst nur zum Tennis-gegen-die-Wand-spielen verwendet. Später wurde der Platz dann zu verschiedensten Anlässen genutzt: Auftritte von ACDC, Tina Turner, den Rolling Stones, Bob Dylan,… ; „Rock im Park“; Deutsche Tourenwagen-Meisterschaft.
Für die Zukunft ist eine Renovierung geplant.

Zurück an der Kongresshalle durften wir dann selbständig das Dokumentationszentrum besuchen. Dort findet man die Dauerausstellung "Faszination und Gewalt", die sich mit den Ursachen, Zusammenhängen und Folgen der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft befasst. Danach fuhren wir mit dem Bus zum Justizpalast, in dem wir nach einer kurzen Mittagspause, ebenfalls eine Führung hatten. Zuerst kamen wir in den Raum 600, in diesem Gerichtssaal fand vom 20.11.1945 – 1.10.1946 der Prozess der Alliierten gegen 24 deutsche Kriegsverbrecher statt. Die Ziele dieses ersten internationalen Prozesses waren die Bestrafung der Kriegsverbrecher, die Dokumentation der Verbrechen und die Verhinderung weiterer Kriegsverbrechen durch Abschreckung.

In der Ausstellung zu diesem Prozess lernten wir viel über den geschichtlichen Hintergrund, den schwierigen Weg zum Stattfinden des Prozesses und die Angeklagten. Das Gericht bestand aus allen vier Gewinnernationen, die mit je zwei Richtern und einem Anklageteam vertreten waren. Die Angeklagten bekamen alle einen Anwalt bezahlt, sodass ein fairer Prozess stattfinden konnte. Die Anklagepunkte waren „Gemeinsamer Plan und Verschwörung zum Angriffskrieg“, Verbrechen gegen den Frieden, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen nach 1939 und außerhalb Deutschlands. Von den eigentlich 24 Angeklagten konnten nur 21 an den Gerichtsverhandlungen teilnehmen, diese bereuten nichts und gaben an, nichts gewusst oder keine Wahl gehabt zu haben. Unter ihnen befand sich auch Albert Speer, der ehemalige Rüstungsminister, der eine andere Strategie verfolgte: er gab seine Schuld teilweise zu und gab an, von vielem nichts gewusst zu haben, wodurch er nur zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wurde. Heute weiß man, dass er viel mehr wusste und gelogen hat. Eine andere Strategie verfolgte Rudolf Hess, er stellte sich zuerst verrückt um dann plötzlich wieder normal zu sein. Durch 40 Tonnen Beweismaterial konnten jedoch viele Aussagen der Angeklagten als falsch dargestellt werden. Auch Zeugen halfen bei den Beweisen, zum Beispiel beschrieb die französische Journalistin Marie-Claude Vaillant-Couturier erstmals Erfahrungen aus dem KZ und der ehemalige Hauptkommandant von Ausschwitz Rudolf Höß verriet durch seine Ehrlichkeit einen Angeklagten. So kam es zu 12 Todesurteilen, sieben Gefängnisstrafen und drei Freisprüchen.

Am Ende stellten wir uns die Frage: Was hatte der Prozess für Folgen? Es kam, trotz eigentlicher Planung, zwar zu keinen weiteren internationalen Kriegsverbrecher-prozessen, da der Kalte Krieg begann, aber in Deutschland wurden weitere Kriegsverbrecher bestraft, früher mit milden Strafen, aber auch heute werden noch immer Prozesse geführt. Außerdem war dieser Prozess ein Meilenstein in der internationalen Zusammenarbeit, so gibt es heute einen internationalen Gerichtshof in Den Haag. Die Nürnberger Prozesse wirken also bis heute nach.

Janina Barth und Luisa Waschke, K2

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